crossport to heaven

Die Jugendkirche für den Nationalpark Hunsrück-Hochwald auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn

Sonnie Maier im Theaterstück Frieden-wie geht das?

Frieden an der Göhte

Frieden- wie geht das? Theaterstück im Rahmen des Kultursommer auf dem Flughafen Hahn.

crossport to heaven bietet die passende Kulisse für zeitgemäßes crossover-Stück

Rund um die Beziehung zwischen den beiden Schülerinnen Hülya und Lulu dreht sich das Ein-Personen-Stück von Sonni Maier. Die Zuschauer erleben, wie zwischen den beiden ein handfester Konflikt entsteht, von einer friedlichen Lösung weit entfernt. Wie könnte gerade für die jüngeren Zuschauer der notwendige Perspektivwechsel, das Verständnis für den Anderen, bewusster werden als durch eine Schauspielerin, die zwischen mehreren Rollen switcht.

So sehen sie beispielsweise eine Unterstufentutorin, die die neuen Schüler in der Göhte scheinbar unterstützen, beschützen und ihnen alles zeigen will, in Wahrheit fordert sie dafür Taschengeld und Pausenbrote ein: „Bin vegan, alle Marmeladen außer Pflaume.“ Doch mit der Frage „Was war ihre Propaganda?“ tritt Sonni Maier in den Dialog mit dem Publikum. Aus der Alltagssituation an Schule gelingt die Übertragung in die Weltpolitik, denn  hier gibt es „Wir kämpfen für eine gute Sache“  Dabei gelingt ein crossover zwischen Schauspiel, Interaktion und Medialen Einspielern aus TV-Nachrichten und Recherchen. So fließt die Aufklärung über die Brutkastenlüge der amerik. PR-Agentur Hill & Knowlton  zur Rechtfertigung des Irak-Krieges ein. Offiziell geht es um Demokratie und Freiheit, schnell wird vergessen, dass z.B. im Donbass die größte europäische Litium-Reserve liegt. Teil des crossover sind  Songs, mal Cover mal eigene Kompositionen. So wird aus dem Hit „ein bißchen Frieden“ von Nicole „wer verdient das meiste Geld“. Mit Faktenchecks und verschiedenen Hintergrundinformationen können sich die Zuschauer weitere Perspektiven anschauen: Der Aktienkurs des Rüstungskonzerns Rheinmetall hat sich seit dem Ukrainekrieg verzehnfacht. Während zu Beginn des Krieges am 23. Februar 2022 der Wert einer Aktie bei 96,8 Euro lag, sind es drei Jahre später 968 Euro. Rheinmetall liefert nicht nur Waffen an die Ukraine, sondern profitiert  von der gestiegenen Nachfrage anderer Nato-Staaten, die sich von Russland bedroht fühlen und deshalb mehr in die Verteidigung investieren.  So zählt  einer der weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock zu Anteilseignern, dessen langjährigen Aufsichtsratschef Bundeskanzler Merz war.

Der Konflikt zwischen Lulu und Hülya führt beide zu einem durch die Klassen- und Schulleitung auferlegten Deeskalationstraining. Beide nehmen die Zuschauer mit in die Bearbeitung des Fragebogens vor dem ersten Trainingstermin. So lernen diese die 4-G-Formel kennen- natürlich sollen sie dabei  mal eigene Konflikte mitdenken: Der Streit mit dem Nachbarn, die schlechte Stimmung unter den Kollegen, der Stress in der Klasse oder der Knatsch in der Clique.

Zur 4-G-Formel zählen: Gute Gründe, Gefühle, Gemeinsame Lösung, Geh los. Um das ganz praktisch selbst mal anzugehen, erhalten die Zuschauer passende Postkarten, die sie jemandem senden können. Aktiv werden müssen sie in der Unterstützung von Lulu und Hülya. Die beiden bekommen ohne Unterstützung den Fragebogen nicht ausgefüllt. In rasantem Tempo gelingt durch Klamottenwechsel, Sprache, Mimik, Gestik und Körperhaltung der Wechsel zwischen den Beteiligten. Die unterschiedliche Sprache der Erwachsenen und der Jugendlichen wird spürbar. Welten treffen aufeinander: „Ihr Opfer! Wollt ihr mich verarschen?“ Ist eine Reaktion auf das Votum des Publikums, dass sie jeweils „losgehen“ sollen. Die beiden überzeichneten „Klischee-Jugendlichen“ treffen den Ton der Jugendlichen, berühren   die Erwachsenen. Volle Konzentration ist spürbar. Sind sie als Gewissen, Berater, der Engel oder Teufel auf der Schulter sitzend gefordert. So gelingt es gemeinsam, dass die beiden Frieden schließen. Die Feststellung, dass sie beide vegan sind, lässt sie das Pausenbrot teilen. Ein fetziger Song zum Abschluss lädt zum Feiern, Klatschen und Mitsingen ein. Im kleinen ist er gelungen: der Frieden.

Sonni Maier ist es wichtig, so ein anspruchsvolles Thema nicht einfach so stehen zu lassen. So folgt ein gemeinsamer Abschluss mit der Möglichkeit zu Feedback, Fragen (jede Frage ist erlaubt) und dem Austausch von Meinungen, Ideen, Gedanken.  Dabei fällt es den Erwachsenen erst einmal leichter, sich zu äußern. „sehr begeisternd erlebt, der Wechsel bringt einen zum Nachdenken“ merkt Martin Müller an. Der Fördervereinsvorsitzende freut sich, dass ein solches Angebot in crossport to heaven umgesetzt wurde. „In der Schule nehmen wir gerade die Zeit zwischen erstem und zweitem Weltkrieg durch“, berichtet Lena Born. Für sie war dies eine Bereicherung, da hier  der Bezug der Propaganda im eigenen Leben hergestellt wurde.  Die Veranstaltung richtete sich an die Jugendlichen, die sich auf die Firmung vorbereiten, und interessierte Menschen in der Region. Daher fand das Theaterstück am Samstagabend statt. „Die Firmlinge, die nicht da sind, haben was verpasst“, war daher das Fazit. In Hermeskeil und Losheim war das Theaterstück  Teil der Vorbereitung- mit mehr Resonanz. Die Hauptamtlichen Alina Schieferstein und Verena Sprengnöder wollen an dem Angebot festhalten und „mit mehr Begeisterung dafür Werbung machen“. „Für uns war es ein Gewinn,  wenn nur wenige da waren, sind sie es, die zählen und wir darauf aufbauen“, so Sprengnöder. „Es war eine so gute Stimmung, wie mit hunderten von Zuschauern“ ergänzt Müller. Sonni Maier hatte schon Sorge, dass die Nähe, ohne eine Bühne, mit viel Augenkontakt und Ansprache, manchen unangenehm sein könnte. Hermann-Josef Born berichtet von seiner Wahrnehmung, dass immer rascher Meinungsverschiedenheiten zu Konflikten eskalieren, Meinungen nicht mehr stehen gelassen werden und überspannt reagiert werde: „Es geht direkt unter die Gürtellinie“ Begeistert war er  von dem Perspektivwechsel: „Wir sind nicht immer im Recht“.

Interessiert waren die Zuschauer , wie man auf eine solche Idee entwickelt und  umsetzt: Technische Spielereien, Einspieler, Musik und Gesang. Maier berichtet, dass sie ein Team zur Unterstützung habe. Diese haben bei den Videosequenzen unterstützt und zwei Schreiblektoren haben sie Prozess begleitet. Eine Komponistin hat ihre Texte vertont. Um zu schreiben, sperrt sie sich für zwei Wochen in einem Hotel ein, frei von allen Ablenkungen. Dieses Mal habe sie allerdings vier Wochen gebraucht und das Stück war drei Stunden lang. So musste sie im Sinne von „Kill your darlings“ das Stück kürzen. Ihre Motivation ist die „Welt ein bisschen besser zu machen“, seit sie 2008  begonnen hat, zu Problemthemen in der Gesellschaft Theaterstücke zu entwickeln. Seit 2024 ist sie wieder solo unterwegs. 2020 kam es zu einem cut: Sie musste das Theater schließen und ging 2021 für drei Jahre auf Tour. Ihre alten Stücke waren für ihr Ensemble, was sich in viele Winde verstreut hat. Es ist ein neues Solo-Stück „FAIR sein- wie geht das?“ in Arbeit. In den Schulen sind die Reaktionen ganz unterschiedlich, berichtet die Pädagogin auf Nachfrage. Die Schüler haben in der Regel Interesse und finden vor allem Hülya cool. Doch die Lehrer finden das nicht immer so cool und reagieren  schon mal beleidigend. Dabei gibt es „immer mehr als eine Seite, mehr als eine Wahrheit. Wir sollten versuchen, die andere Seite zu verstehen, wir verlernen das zunehmend. Meinungen wurden früher akzeptiert, heute ist es so schnell verhärtet.“

Informationen zu den Angeboten auf dem Flughafen Hahn per email: crossport@bistum-trier.de,  zum Theaterstück auf: http://www.sonni-maier.de

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