Eine musikalische Reise durch die Gemeinsamkeiten des Lebens boten „So! Und nicht anders“ (SUNA) einen Abend lang. Ein a capella Konzert der anderen Art lud zum Abschalten, Schmunzeln und spontanen Mitsingen ein. Liefern SUNA ein musikalisches Niveau weit über allen Superstar-Shows, spielen sie dennoch auf dem Hunsrück. „Wenn wir erzählen, dass wir auf dem Flughafen Hahn spielen, denken die Leute immer, dass wir in riesigen Hallen auftreten. Aber wir spielen selten an so schön dekorierten Orten“, so einer der „Stereotypen“ bei der Begrüßung. Die fünf Musiker haben sich mit ihrer CD Stereotypen auch eine Selbstbeschreibung geliefert. Ganz dem Klischee entsprechend charakterisieren sie sich als fünf gegenseitig ergänzende Typen.
Mit Ironie und Wortwitz berichten sie stimmlich astrein aus dem Alltag eines Studenten, über Trash-TV, Liebesleid und gesellschaftliche Trends. Eingebettet in kleine Geschichten und Texte ist der Zuhörer mit seiner gesamten Aufmerksamkeit gefordert, dass ihm keine Pointe entgehen mag. Zeit für eine „Autorenlesung“ bietet das Programm natürlich auch. Der „Poet“ der „Stereotypen“ textet nicht nur, er hat auch Geschichten über vegetarische Grillpartys zu erzählen.
Nicht nur darin unterscheiden sie sich von einer typischen Boygroup. Natürlichkeit, Lockerheit und Ehrlichkeit, spontane und improvisiert Beiträge lassen das Publikum mitgehen. Aber auch in der Tiefe ihrer Texte, ihre Lieder über Fragen des Lebens, Sinn und Unsinn, ja der Irsinn des Alltags zeigen ihre Vielseitigkeit und wie sich in ihren Rollen ergänzen.
So wird der Hunsrücker Christoph Günster zum „Liebesliedbeauftragten“. Waren sie bislang noch nicht so erfolgreich in Sachen Liebeslied, haben sie sich intensiv dem Thema genähert. Nach mehreren Folgen von Rosamunde Pilcher und André Rieu und einem tränenreichen Schreiben glauben sie sich sicher genug, einen neuen Song zu präsentieren. „Wer das nicht mag, ist selbst schuld,“ so der Poet Günster, hat es doch eine „wahre Choreographie, den Reim und die Ironie, eben alles was ein guter Song braucht“ doch ohne schmierige Phrasen. „Chorknabenmäßig“ haben sie eher die Mütter ihrer Zielgruppe erreicht. „Wollen wir uns ranflanschen an die jüngere Zielgruppe, müssen wir mehr Boyband werden“, ist ihre Erkenntnis. Doch diese ist nicht lange ernstgemeint. So wird der Kult der Boyband mal auf die Schippe genommen, die Rapper- und Hiphopszene bekommt den Spiegel vorgehalten. Denn die Qualität der Stimmen und des mehrstimmigen Gesangs hebt sie von beiden ab.
„Vier singen ja höher, einer macht nur so dum, di, da“, wird der Bassist Nicolas gedisst. Mit „Stunde der Bässe“ erhält er die Chance sein Könenn als Solist unter Beweis zu stellen und erreicht sogleich den Wunsch nach Zugaben. Obwohl es ihn „nervlich so unter Druck setzt“, darf er in der zweiten Halbzeit ein weiteres Mal ran. Dabei geht es textlich auch manchmal unter die Gürtellinie. SUNA bleibt dabei ganz cool. „Kinder kriegen es voll mit und haben die Texte voll drauf, aber besser sie kriegen es von SUNA erklärt als wo anders“.
Das Publikum bekommt auch seinen Senf ab. Aus dem Schrank holen sie dazu nach Jahren einen Song und bieten eine kleine Abrechnung mit einer zu trägen Zuhörerschaar. Die nehmen es nicht krumm und üben lieber gemeinsam den Refrain des nächsten Liedes, um „alle Wünsche in ein Lied legen“ zu können. Das Quintett bekommt die Hunsrücker sogar dazu, eine Lobeshymne auf die Landeshauptstadt zu singen, aber es geht ja auch nur um „meins“. Mit Sprüchen wie
„in welcher Tonart ist die Nebelmaschine gestimmt? “ bekommt das Technikteam rund um Felix Hilgert neben Lob für Licht und Lasershow auch ein paar Seitenhiebe ab. Zum Schluss gibt es nach Zugaben nur fröhliche Gesichter im Crossport to Heaven. Ein schöneres Kompliment einer Zuhörerin als „Wenn ich hier war, bin ich immer glücklicher nach Hause“, kann der Konzertverantwortliche Clemens Fey nicht bekommen.