Flughafen Hahn Eine lange Tafel durchkreuzt das „Crossport to Heaven“. Über 60 Personen finden daran Platz. Alle anderen haben sich an den kleinen Cafehaus-Tischen versammelt. Vielen von ihnen ist eines gemeinsam: die Flucht. Sie haben ihr Zuhause verloren, fühlen sich ohne Heimat. Krieg, Gewalt, Zerstörung, Terror, Tage und Nächte voller Angst liegen hinter ihnen. Noch unsicher schauen sie sich um. Was sie bei einem Festival der Kulturen erwartet, wissen sie nicht. Doch sie haben sich darauf eingelassen. Sie sind quer über den Hunsrück mit einem Bohr-Bus gefahren und haben damit schon mehr gewagt als mancher Hunsrücker. Neugierig probieren sie, was die bunte Kaffeetafel mit Rezepten aus aller Herren Länder so bietet.
Einige von ihnen hatten den ganzen Vormittag den Kochlöffel geschwungen: Yonas T. Michael, Almas Yemaneh, Askalu Abraham, Elias Abraham, Elias Abraham, Muller Asmelash, Solomon Bdheo, Alexander Aklelu mit der Hilfe von Eremias Besh. Große Mengen Injera waren entstanden. Injera ist ein weiches gesäuertes Fladenbrot. Es wird traditionell in Äthiopien und Eritrea gegessen. Das Mehl wird mit Wasser zu einem Teig vermischt, der einige Tage gären muss. Dann werden daraus auf heißen Tonplatten Fladen gebacken. Injera wird gemeinsam mit anderen Speisen wie Fleischragout verzehrt. Man reißt Stücke vom Injera mit der rechten Hand ab und greift sich damit eine mundgerechte Portion des Ragouts. Neben Fleisch gab es verschiedenen Gemüseragout und Salate. Injera ist somit Speise und Teller zugleich. War es zu ungewohnt, standen auch Messer und Gabel zur Verfügung. Große runde Fladenbrote mit Rosinen ähneln den weitläufig bekannten aus Griechenland und der Türkei. Sie bieten sich eher zum gemeinsamen Brot brechen an und bereicherten das Buffet.
Positive Stimmung kam schon mit dem gemeinsamen Kaffee- und Teetrinken auf. Ein Anflug von Leichtigkeit entstand, schlimmste Ereignisse geraten in den Hintergrund, Ängste vor der Zukunft bestimmen für ein paar Stunden nicht das gesamte Denken. Anlass dafür sollen neben dem gemeinsamen Speisen und Tanzen die Workshops sein. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene allen Alters hatte das Programm etwas zu bieten. Als Uschi Böhler ihr Workshopthema mit dem Wunsch nach „mehr Herz in der Welt“ begründet, applaudieren die Flüchtlinge spontan. Funken springen über beim gemeinsamen Wirken und Gestalten. Aber auch die körperliche Herausforderung gefällt ihnen. Sei es beim Klettern oder Fußballspielen oder beim Body Cross. Peter Willwerth bot einen Workshop zu diesem intensiven Kraft- und Konditionsprogramm an. Dabei werden verschiedene Trainingsformen und Spiele miteinander kombiniert. Die Mischung und Musik, aber auch der Trainer hat die bunt gemischte Gruppe begeistert und schwer ins Schwitzen gebracht. Da waren fehlende Sprachkenntnisse rasch überwunden. Beim Trommeln und Tanzen war die gemeinsame Verständigung über den Rhythmus, die Stimmlagen und Schritte kein Problem.
„Für so ein gutes Miteinander, bin ich sehr dankbar“, so Clemens Fey. „Was gibt es Schöneres als Menschen Begegnungen, ein Lachen und Musik zu schenken“. DJ Benne mixt gekonnt hiesige Charts mit Musik aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Eine nicht vorstellbare Atmosphäre ist entstanden. Es passte alles zusammen. Ilona Besha war spürbar begeistert, was sich in den Räumen des Crossport mit den Menschen entwickelte. Auch die vielen ehrenamtlichen Aktivitäten der katholischen Jugend, die diese Veranstaltung möglich machten, freute sie besonders. Auch Christine Weckmüller war fasziniert, dass alle ehrenamtlichen Helfer bei aller Arbeit vor allem in der Küche, stets „so gute Laune“ behielten und es „wirklich schön war“. „Wahrscheinlich ist aber allein der Gedanke eines „Festivals der Kulturen“ in einer immer verworrener werdenden „Großwetterlage der Weltpolitik“ ein unendlich wichtiger Schritt, den Menschen klarzumachen, wie wichtig Verständigung und persönliche Verbindungen sind.“, schätzten die einheimischen Besucher des Festivals das Angebot.
27. November 2014 um 23:14
Und da sage noch einer mal eine Hunsrücker-kaffeetafel sei nicht international:
Spanischer Apfelkuchen, Bananen-Schokomuffin,
Zitronenmuffin, Saftiger Schokoladenkuchen, Apfel-Dinkel-Nusskuchen mit Ingwer
schwedischer Apfelkuchen, griechischer Filokuchen, Trauben-Schichtdessert, Türkische Pogaca, Tuneische Datteltorte, Torta Della Nonna, Schoko-Lavendel-Tarte, Nougat-Torte mit Tonkabohnen, dänische Lagkage, Karottentorte mit Ingwer…